26
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.12-4.12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.12
German Translation
[1]  Mit zerwühlten Locken, Mit lächelndem Munde und trunken; Mit zerrißnem Hemde, Das Glas in den Händen, und singend,
[2]  Mit aufrührerischen Narzißen und zauberhaften Lippen Kam zu meinem Bette Um Mitternacht meine Geliebte.
[3]  Hielt ihr liebes Köpfchen Geschmeidig zum Ohre mir hin, und Sprach mit leiser Stimme: Mein alter Verehrer schläft noch?
[4]  Wann der Weise, welchem Ein ähnlicher Schlaftrunk gereicht wird, Nicht den Wein anbetet, So ist er ungläubig der Liebe.
[5]  Geh' o frommer Klausner Und spotte der Trinker mit nichten, Denn am Tag des Looses Ward ihnen nichts Anders beschieden.
[6]  Was uns eingeschenkt ward Haben wir redlich getrunken, Wars nun Nektar oder Ein dampfender Wein für Berauschte.
[7]  An dem Weinglas und an Gekräuselten Locken der Schönen, Wie viel Reue zerscholl, gleich Der Reue Hafisens an selben!
93
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.79-4.79
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.79
German Translation
[1]  Was für eine seltne Gnade War es, welche deiner Feder Alle Dienste unsrer vor'gen Freundschaft aufgezählet hat?
[2]  Mit der Spitze dieser Feder Hast du einen Gruß geschrieben, Nie soll das Gebäu der Erde Bleiben ohne deine Schrift! &#
[3]  Nimmer sag' ich: du hast Unrecht, Meiner dich noch zu erinnern, Denn es wird dir vom Verstande Nie ein Fehler aufgemerkt.
[4]  Dankbar für des Himmels Leitung Darfst du mich noch nicht verachten, Weil das Schicksal dich vor Allen Angesehn und groß gemacht.
[5]  Komm, ich will mit deinen Locken Auf beständig mich verbinden, Wenn ich dann den Kopf verliere, Hanget er an deinem Fuß.
[6]  Labe meine durst'ge Seele, Nur mit einem Tropfen Hefen, Weil man dich aus Dschemschid's Becher Mit den Fluthen Chiser's tränkt. Sieh! mein Herz steht vor der Thüre, Halt' es doch in Preis und Ehren, Schon deßhalben weil der Himmel Keine Qualen dir geschickt. Ueberall sind Hinterhalte, Gehe du nicht zu verwegen Von der Straße des Verderbens Flieget sonst der Staub dir an.
[8]  Ostwind; gleich dem Herren Jesus, Fröhlich seyen deine Zeiten! Denn Hafisens wunde Seele Ward durch deinen Hauch geheil't.
[150]  ;
456
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.28-32.28
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.28
German Translation
[1]  Frühlings ist's! höre mich, sey' nun fröhlich; Rosen blüh'n noch einst, wenn du Rasen bist.
[2]  Soll ich dir sagen, mit wem zu trinken, Da du selber es weißt und weise bist?
[3]  Höre den Rath, den die Leier tönet, Doch er nützet nur, wenn du fähig bist!
[4]  Jegliches Blatt ist ein Buch der Weisheit, Schade, daß du so träg' und sorglos bist!
[5]  Hin ist die Summe des Lebens, Wenn du Tage und Nächte durch verlegen bist.
[6]  Voll von Gefahr ist der Weg zum Freunde, Leicht ist's, wenn du der Posten kundig bist!
[7]  Wenn dich das Glas, o Hafis! begünstigt, Kanns seyn, daß du der Raub des Falken bist!
260
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:13.3-13.3
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:13.3
German Translation
[1]  Cypreße der Schönheit, die duLieblich schwankend einher gehst,Um deine Liebkosungen flehnMit jedem Augenblick Verliebte.
[2]  Es möge der Schönheit GewandImmer glücklich dich kleiden,Von Ewigkeit her wurde das MaaßNach deinem Cederwuchse genommen.
[3]  Derjenige, den nach dem DuftDeines Ambra's verlangetSoll einst wie die Aloe aufDer Gluth zerschmelzen und vergehen.
[4]  Der Schmetterling brennet am LichtIm Genuße der Liebe,Hingegen zerschmilzet mein HerzVom Lichte deiner Wangen ferne.
[5]  Ein Frommer der gestern alleinWein und Gläser bereute,Zerbrach seine Gelübde als erEröffnet sah der Schenke Thüre.
[6]  Der Neider Versöhnung benimmtMeinem Werth nicht das Kleinste,Sie mögen wie Gold in dem MundDes Schmelzetiegels mich zerschmelzen.
[7]  Ein Herz, das als Pilger die StadtDeines Mundes besucht hat,Verlanget sich nimmer zu gehenNach Mekka durch Hedschasen's Wüste.
[8]  Was nützet es mir wohl mit BlutMich beständig zu waschen,Denn ohne den Bogen der Brau'nIst alles mein Gebet ungültig.
[9]  Als Trunkener schlägt heute HafisSeine Hände zusammenDenn gestern vernahm er vom MundDes lieben Schenkens ein Geheimniß.
179
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.80-10.80
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.80
German Translation
[1]  Freudenkunde kam zu mir: Tage des Grames werden nicht bleiben, Keine sind geblieben, ha! Keine derselben bleiben.
[2]  Zwar bin ich im Angesicht Meines Geliebten wenig geehret, Doch mein Nebenbuhler wird Höher geehrt nicht bleiben.
[3]  Da der Hüter mit dem Schwerdt Alle Besuche treibet von hinnen, Werden selbst die Tulpen nicht In dem Hareme bleiben.
[5]  Dieses, sagt man, war das Wort Von dem Gesellschaftskreise Hafisens: Bringet Wein, der Becher wird Nimmer hienieden bleiben.
[6]  Nimm als Beute an, o Licht! Jeden Genuß der Schmetterlingsliebe, Denn es wird am Morgen nichts Von dem Gekose bleiben. Des Verborgenen Bote hat Freudige Kunde heut mir gegeben: Wiß', es soll in dieser Welt Ewiger Gram nicht bleiben.
[7]  Reicher! nimm das arme Herz Deines Derwisches einmal zu Handen, Denn ihm wird fürwahr kein Schatz Goldes und Silbers bleiben.
[8]  Sieh auf dem smaragdnen Dom Stehet mit goldnen Zügen geschrieben: Außer guten Thaten wird Ewig hierorts nichts bleiben. In der Frühe gab der Ost, Ihren Genuß verheißend, mir Kunde: Daß in Kummer Niemand soll Ewig hienieden bleiben.
[9]  Auf der Freundinn Liebe hoff' Immer Hafis mit gläubigem Herzen, Denn es wird das Unrecht nicht Ewig hienieden bleiben.
63
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.49-4.49
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.49
German Translation
[1]  Noch niemand sah dein Angesicht, Doch harren dein schon tausend Nebenbuhler; Noch in der Knospe harren dein Schon tausend Nachtigallen.
[2]  Wenn ich mich deiner Wohnung nah', Was nimmt es dich, sprich, was nimmt es dich Wunder? Unendlich viel der Fremden giebts Im Lande, die mir gleichen. So weit bin ich von dir entfernt, O möchte Niemand sich von dir entfernen! Doch des Genußes Hoffnung ist Sehr nahe mir gelegen.
[3]  Die Kloster- und die Schenkenluft Sind wenig von einander unterschieden, Das Antlitz des Geliebten strahlt, Wo immer es sich findet.
[4]  Wo frommer Zellen heilig Werk Betrieben wird mit regem Geist und Eifer, Dort tönt des Mönches Glockenschall, Dort tönt des Kreuzes Name.
[5]  Ist ein Geliebter, welcher nicht Den Liebenden des Anschau'nswürdig hielte? Ich bin nicht krank, und wenn ichs bin, So ist der Freund bei Handen.
[6]  Hafisens Klagen um den Freund Sind doch zuletzt nicht in den Wind gesprochen. Sie sind ein altes Fabelbuch Und eine Wundersage.
400
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.19-29.19
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.19
German Translation
[1]  Mein hohes Liebchen, voll Liebkosungen, Hat die Enthaltsamkeit mir abgekürzt.
[2]  Siehst du, was Alter, Tugend, Wissenschaft Mir angethan hat, sprach ich zu dem Liebchen.
[3]  Ich fürchte meiner Frömmigkeit Ruin. Der Brauen Hochaltar raubt mir die Ruhe.
[4]  Die Thränen haben mich in Gluth gestürzt, Sie haben mein Geheimniß ausgeplaudert.
[5]  Mein Freund ist trunken, denk' des Freundes nicht. Der Schenke gnädig für die Armen lebe.
[6]  O Herr! wann weht der Hauch des Morgenwinds, Durch dessen Duft ich einst gerettet werde?
[7]  Ich mahl' ein Bild auf meiner Thränen Fluth, Wann wird, o Herr! das Bildliche erst wirklich?
[8]  Wie Kerzen lächelnd wein' ich über mich. O steinern Herz, was macht die Fluth und Flamme!
[9]  O Mönch! Nichts kömmt aus dem Gebet heraus, Viel besser ists, bey Tag und Nacht zu trinken.
[10]  Der Gram verzehrt Hafisen, sag's, o Wind! Dem Schah, der Freunde nährt, und Feinde sengt.
415
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:30.11-30.11
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:30.11
German Translation
[1]  Bote der Gnaden, gieb Kunde vom Freunde, Singe von Rosen der Nachtigall vor.
[2]  Säume dich nicht, denn wir sind die Vertrauten, Sage dem Freunde die Rede des Freunds.
[4]  Jeder, der saget: ihr Staub ist ein Balsam, Sage dies Wörtlein vor unserem Aug'.
[5]  Sage dem Frommen, der trinken verbiethet, Dieses erkläre du uns vor dem Wirth. Wenn von der Kanne der Fromme verführt wird, Sage: schenk' ein, mit dem Glas in der Hand.
[6]  Geh'st du vorbei an der Thüre des Glückes, Sprich nach entrichtetem Gruß und Gebet: Arme und Reiche vermischet die Liebe, König der Schönheit! den Bettler sprich an!
[7]  Bin ich auch böse, so schilt mich nicht deßhalb, Fürstlich verhehle des Bettlers Vergeh'n.
[8]  Lies dem Verarmten des Mächtigen Schreiben, Sprich zu dem Bettler von Königsgewalt. Da die Geliebte die Herzen verstreut hat, Sage dem Sinn, was in Lüften geschah.
[9]  Als die zwei Spitzen der Locken sich schlugen, Ha! wie ich brannte, verkünd' es, o Wind!
[10]  Worte der Weisen sind Nahrung der Seele, Gehe und frag' und erzähle uns dann.
[11]  Kommst du, Hafis, in des Fürsten Gesellschaft, Laß die Verstellung, und trinke den Wein.
290
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.19-16.19
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.19
German Translation
[1]  O Sklav! beklage dichNicht über deine Feinde,Der Liebe nicht zu sprechen ziemtZu wenig und zu viel.
[2]  Mein Herz ist aufgeschreckt,Ich sorg' nicht als Derwisch,Was vor der Jagd des störrigenVorhergegangen sey.
[3]  Wie Weiden zittre ichAus Furcht vor meinem Glauben,Es hält mein Herz ein BogenschützVon den Ungläubigen.
[4]  Ich trage mich herumMit der Idee des MeeresEin Tropfen ich! was denk' ich Tropf',Was für Unmöglichkeit!
[5]  Ich will ein Opfer seynDem Augenhaar des Mörders,Ich seh', auf seinen Spitzen wogtDes Lebenswassers Fluth.
[6]  Vom Arztesärmel strömtDas Blut aus tausend Strömen,Wenn er die Hand auf's wunde HerzEs zu befühlen leget.
[7]  Ich geh' mit ThränenfluthUnd mit gesenktem HaupteZur Schenke, denn ich schäme michVor meinen Handlungen.
[8]  Das Leben Chisers undDie Herrschaft AlexandersSind längst verschwunden, o DerwischZank' nicht um diese Welt!
439
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.11-32.11
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.11
German Translation
[1]  Mein Mond war gestern in dem Traum Zu mir herabgekommen, Zu Ende war's mit seinem Schein Der Trennungsnacht gekommen.
[2]  Wie sag' ich's, denn es kehrt mein Freund Zurück von seinen Reisen, O möchte er doch bald und bald Herein zur Thüre kommen.
[3]  Der Namen meines Schenken sey In löblicher Erinn'rung, Weil er mit Flasche und mit Glas Stets ist zu mir gekommen.
[5]  Wenn Gottes Huld ich mit Gewalt Mit Gold erworben habe, Dann wäre mir der Lebensquell Vielleicht auch zugekommen. Die Seele hätt' ich hingestreut Dem süßen Herzensschmeichler, Wär' er, wie ein verklärter Geist, Zu mir herab gekommen.
[6]  O gern gedenke ich der Zeit, Wo mir von Dach und Thüren Von meinem Freunde bald ein Brief, Bald Kunde ist gekommen.
[7]  Dem Nebenbuhler sag', wo fand'st Du solche Grausamkeiten, Was wirst du thun, wenn eines Nachts Zu dir die Kläger kommen?
[8]  Wer nie den Weg der Liebe gieng Was weiß er von der Liebe? Drum suche einen Liebling, der Gewandt ist, zu bekommen.
[9]  Wer dir mit Herzen hart wie Stein Die wahre Straße weiset, O möchte doch auf seinen Kopf Ein Stein von oben kommen!
[10]  Wenn Andere Hafisens Bild Zu zeichnen sich bestreben, So wird es dann dem Schah gar schön, Und wohlgefällig kommen.
97
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:6.1-6.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:6.1
German Translation
[1]  Wie knüpfst die Mitte du, mit einem einz'gen Haar.Wie lösest du so schön, den Leib aus Elfenbein!
[2]  Es ziemt, daß du von allen Schönen Steuer nimmst,Indem du in der Schönen Laube König bist.
[3]  Durch deine Augen ist ganz Turkistan empört,Und Sin und Hind bringt deinen krausen Locken Zoll.
[4]  Die Weisse des Gesichts ist heller als der Tag,Die Schwärze deines Haars ist finstrer als die Nacht.
[5]  Dein enger Mund verleiht, dem Quelle Chisers Dauer.Aegyptens Zuckerrohr, versteckt sich vor den Lippen.
[6]  Wie soll ich denn von dieser Krankheit Heilung finden,Wenn in mein Herz von dir, kein Heilungsmittel kömmt.
[7]  Warum zerschlägst du meine Seele, steinern Herz!Aus Zartheit bricht mein schwaches Herz wie Glas.
[8]  Dein Flaum ist Chiser, und dein Mund des Lebensquell,Der Wuchs ein Baum, die Mitt' ein Haar, der Busen Wachs.
29
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.15-4.15
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.15
German Translation
[1]  Schwebt dein Bild mir vor den Augen, Was kümmert mich das Trinken? "Sey gefaßt - so sprich zur Kanne - "Denn die Schenke wird zerfallen." -
[2]  Ist gleich in dem Rebensafte Selbst das Paradies enthalten, Gießt ihn weg! es sind Scherbete, Ohne Mädchen mir die Hölle.
[3]  Weh! die Freundinn ist entflohen, Und in meiner Augen Thränen, Sind die Formen Ihrer Schönheit Zart auf Wasser hingemalet.
[4]  Wache auf mein Auge! wache! Wer auf diesem Posten schlummert, Ist von der Gefahr des Stromes Keinen Augenblick gesichert.
[5]  Die Geliebte wollte ohne Schleyer hier vorüberwallen, Aber sie sah Nebenbuhler, Deßhalb hat sie sich verschleyert.
[6]  Seit die Rose hat gesehen Deines Wangenthaues Anmuth, Sank, auf Eifersucht verbrennet, Sie in Rosenwasser unter.
[7]  Thäler grünen, Berge grünen, Komm und laß uns an dem Wasser Nicht mit leeren Händen sitzen, Denn die Zeit zerrinnt wie Wasser. Dein Gesicht hat in dem Herzen Hundert Lichter angezündet, Obgleich (das ist eben selten) Hundert Schleyer es verhüllen. O du Flammenkorn der Herzen, Ohne deiner Wangen Schimmer Ist mein Herz, das an dem Feuer Tanzte, längst in Staub verbrennet. Immer sey Hafis betrunken, Immer koß' er liebeäugelnd, Manche wunderliche Streiche Ziemen in der Zeit der Jugend.
[8]  In dem Winkel meines Hirnes Such' ich Rath und gute Lehren, Denn du wirst darin von Cythern Und von Lauten übertönet. Was für eine hohe Straße Ist die Straße deiner Liebe! Denn der Ocean des Himmels Ist nur Wasserschein dagegen!
155
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.56-10.56
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.56
German Translation
[1]  Geh' ich ihr nach, so werden Zauberei'n entstehen, Verlaß ich sie, so wird sie wider mich aufstehen.
[2]  Und wenn auf ihrem Weg ich eine ganze Stunde, Auch ihrer harr', wie Staub wird sie, wie Wind entfliehen,
[3]  Und wenn ich einen Kuß zur Hälfte nur begehre, Wird ihr der Spott vom Mund wie Zucker fallen.
[4]  Die Schelmerei'n, die ich von dem Narziß gesehen, Vergoßen in den Staub viel Wasser guten Rufes, Wenn ich zum Freunde sag', was machst du bei dem Volke, So treibt er es so arg, daß Blut die Thränen mischet.
[5]  Der Liebe Berg und Thal sind voll von Unglücksnetzen, Wo ist ein Löwenherz, das sich davor nicht scheue,
[6]  Du wünsche dir Geduld, und Leben denn der Himmel Wird dir noch mancherlei von Wunderdingen zeigen.
[7]  O leg' Hafis, leg' auf die Schwelle der Ergebung Dein Haupt, und dulde still die Ungerechtigkeiten.
162
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.63-10.63
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.63
German Translation
[1]  Schön sind die Rosen fürwahr! Nichts schöner ist. Schön! wenn dir bei der Hand Der Becher ist.
[2]  Jetzt sind die Tage der Lust, Genieß, genieß! Weil in Muscheln nicht stets Die Perle ist. Welch ein seltener Pfad! Der Liebe Pfad, Wo der Führende selbst Verirret ist.
[3]  Auf und trinke den Wein Im Rosenbeet, Weil die Dauer der Ros' So flüchtig ist.
[4]  Du, der's goldene Glas Füllst mit Rubin, Gieb's dem Manne, dem fremd Das Gold sonst ist.
[5]  Komm o Scheih und trink Im Weinhaus hier Einen Wein, der im Quell Kewßer nicht ist.
[6]  Willst du leben mit uns, Wasch' aus dein Buch, Weil, was Liebe dich lehrt, Im Buch nicht ist.
[7]  Hör' mich, bringe dein Herz Der Schönen dar, Welche ohne Geschmeid' Die Schönste ist.
[8]  Einen leichteren Wein Gieb mir, o Herr! Dessen Ende kein Weh Des Kopfes ist. Sieh mein silberner Götz Ist schöner, als Jeder Götze, der in Den Tempeln ist.
[9]  Ganzer Seele bin ich Ownisens Knecht, Der zwar meiner sich nicht Erinnernd ist.
[10]  Bei der Krone des Schahs Schwör' ich den Schwur, Daß die Sonne so hell, So schön nicht ist.
[11]  Nur derjenige schmäht Hafisens Vers Welcher selbst von Natur Nicht edel ist.
201
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.102-10.102
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.102
German Translation
[1]  Reiner Wein und schöne Schenken Sind zwey Netze, Denen selbst die Vielerfahrnen Nicht entgehen.
[2]  Ich bin zwar verliebt und trunken Schwarz gemerket, Aber dank sey Gott! die Freunde Sind unschuldig.
[3]  Weh' zu thun, ist nicht die Sitte Der Derwische, Bringe Wein, denn diese lieben Nicht die Tugend.
[4]  Du veracht' nicht Liebesbettler, Diese Leute Sind Monarchen ohne Kronen, Ohne Thronen.
[5]  Sey vernünftig, denn in Nöthen Werden tausend Körner unterwürf'gen Sinnes Nichts geachtet.
[6]  Sey nicht hart, der Stern der Schönheit, Wird zerbrochen, Wenn die Diener und Verehrer Sich entfernen.
[7]  Gerne dien' ich allen Leidern Reiner Seele, Aber nicht den blauen Männern Schwarzen Herzens.
[8]  Wenn du in die Schenke gehest, Geh' mit Ehrfurcht, Denn es sind, die drinnen wohnen, Königsfreunde,
[9]  Hoch, Hafis, sehr hoch erhaben Ist die Liebe, Liebende gestatten nimmer Feigen Zutritt.
405
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:30.1-30.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:30.1
German Translation
[1]  Ich schwöre bei des Wirthes Seele, Beim Gnadenrechte, Es wohnt kein Wunsch in meinem Kopfe, Als ihm zu dienen.
[2]  Ich weiß, es sind die Gärten Edens Kein Ort für Sünder, Doch bring' nur immer Wein, ich warte Auf die Erbarmung.
[3]  Die Lampe dieses Wolkenblitzes Sey stets erhellet, Sein Wetterstrahl hat eingeschlagen In meine Scheune.
[4]  Siehst du vielleicht ein Haupt im Staube An Schenkenschwellen, So tritt es nicht, denn seine Absicht Ist wohl erkennet.
[5]  Bring' Wein, denn mich belehrte gestern Des Himmels Bothe: Der Reigen von der Milde Gottes Sey allumfassend.
[6]  Sieh mich nicht an mit einem Auge Voll von Verachtung, Von der Enthaltsamkeit, vom Trinken Bin ich nicht Meister.
[7]  Es zeiget zwar noch keine Neigung Mein Herz zur Reue, Doch will ich in des Herren Namen Mich drum bemühen. Mein Freund, du gieb nicht auf die Hoffnung Auf Freundes Gnaden, Denn es verbreiten seine Gnaden Sich über alle.
[8]  Beständig ist das Kleid Hafisens Um Wein versetzet, Vielleicht ist er wohl ganz geformet Aus Schenkenstaube.
280
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.9-16.9
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.9
German Translation
[1]  Ach wer bringt in mein Haus die TrauerkundeVon dem Jusuf des Herzens aus dem Kinnbrunn!
[2]  Als der Ostwind aus ihren Locken hauchte,Lebten Kranke, die er umfloß, von Neuem.
[3]  Wo sind Freunde, daß ich den Gram erzähle,Den mein Herz von der Trennung erlitten.
[4]  Nachgeahmt hat Natur dein RosenantlitzUnd ihr Werk dann beschämt versteckt in Knospen.
[5]  Sorglos bist du, die Liebe hat kein Ende;Preis den Herrn, denn er ist auch unendlich!
[6]  Nachsicht Kaaba der Schönheit hast du nöthig,Denn die Wüste verbrennt beseelte Herzen.
[7]  Ihre Locken ergreif' ich, leg' sie in dieHand des Herren, damit er mich doch räche.
266
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:13.9-13.9
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:13.9
German Translation
[1]  Ich bin ein Freund des Herzen entflammenden Wortes nicht dessenWelches Wasser auf flammende Gluth gießt.
[2]  Weggeführt ist mein Herz von einem schelmischen AugeEinem Lügner, Betrüger und Mörder.
[4]  Mondgesichtern die uns mit zerschlitzten Hemden erscheinenBring' ich der Frömmigkeit Kleider zum Opfer.
[5]  Dankbar dafür, daß eine Schönheit wie du auf die Welt kamGieße Wein auf adamischen Staub aus.
[6]  Bind' mir den Becher aufs Grab, daß in den Stunden des MorgensIch die Furcht des Gerichts mir vertrinke.
[7]  Arm und wund erschein ich vor dir, erbarme dich meinerDeine Liebe nur bring' ich als Gabe.
[8]  Komm! sprach gestern zu mir der leitende Führer der SchenkeDu ergieb dich und flieh nicht das Schicksal. Sey nicht stolz auf eigne Gewalt, die Geschichte erzähltTausend Dinge die Mächtige stürzen.
24
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.10-4.10
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.10
German Translation
[1]  Fordre ja nicht von mir Trunknem Pflichterfüllung, gute Werke, Denn am Tage der Bestimmung Ward zum Becher ich bestimmet.
[2]  Seit ich an dem Quell der Liebe Mich nach Brauch gewaschen habe, Hab' ich ja mit einem Worte Allem übrigen entsaget.
[3]  Gieb mir Wein, daß vom Geheimniß Meines Looses ich dir sage, Welches Angesicht ich liebe, Welcher Duft mich trunken machte.
[4]  Berge trugen diese Lasten Nicht so sicher wie die Ameis. Trinker, du verzweifle niemals An der Pforte der Erbarmung.
[5]  Ausser dem Narzißenauge (Gott bewahr's vor bösen Augen) Hat im blauen Himmelskreise Alles seine Ruh verloren.
[6]  Willig werde meine Seele Deinem Munde hingeopfert, In der Garten schöner Ansicht Blühet keine schönre Knospe.
[7]  Deine Liebe hat Hafisen Salomonen gleich gemacht, Denn es bleibt ihm vom Genuße Nichts als Wind in leeren Händen.
12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:1.12-1.12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:1.12
German Translation
[1]  Der Mond der Schönheit borgt sein LichtVon deiner Wangen Strahlen,Der Glanz der Anmuth strahlet ausVon deines Kinnes Grübchen.
[2]  Des Sinnes dich zu schauen kamMein Geist auf meine Lippen,Soll er entfliehn? Soll er zurück?Was ist dein Herrscherwille?
[3]  Was nützet die EnthaltsamkeitDem, der dein Auge sah?Viel besser ists, die NüchternheitDem Trunknen nicht verkaufen.
[4]  Mein träges Glück, das lange schlief,Ist endlich aufgewachet,Der Schimmer deines AngesichtsHat ihm ins Aug' geblitzet.
[5]  Der Ostwind bring' mir einen StraußVom Rosenbusch der Wangen,Vielleicht wird mir dann sein GeruchVom Staube deines Gartens.
[6]  Ihr sollet leben, Euer WunschWerd' stets erfüllt ihr Schenken!Wiewohl mein Glas zu Eurer ZeitNicht einmal voll geworden.
[7]  Verwaiset ist mein Herz, o gebtHievon den Freunden Kunde!O Freunde! meine Seele istMit Euern Seelen Eines.
[8]  Kann mein versammeltes GemüthMit deines Haares Locken,Die ganz zerstreuet sind, o Gott!Sich je zusammen finden.
[9]  Gehst du vorbey, heb' auf den SaumVom Blute und vom Staube,Denn viele deiner Opfer sindAuf diesem Weg gefallen.
[10]  O Morgenwind zieh hin nach JesdSag denen, die dort wohnen,Der Kopf deß, der nicht dankbar istSey Eurer Ballen Schlägel.
[11]  Zwar bin ich weit von Euch entfernt,Doch ist mein Geist nicht ferne,Ich bin der Diener Eures SchahsUnd Euer Loberedner.
[12]  Ich habe Muth, ich fleh bey Gott!O höchster Schah der Schahe!Ich küß die Erde deines ZeltsWie das Gewölb des Himmels.
[13]  Horcht auf! es betet nun Hafis.Sagt Amen, denn er betet.Herr! gieb uns unser täglich BrodVom Zucker ihrer Lippen.